12.4.20

Der Blutschwur

2. bis 4.7.1476

Nachdem Varaja den Baumstamm von der Strasse gezogen hat (etwas unheimlich anzusehen), kann die Reise zurück nach Lautwasser weitergehen. Auch an der Brücke hilft ihr athletisches Talent, den Wagen unbeschadet den Höhenunterschied zu überwinden.
Am Himmel im Norden erkennen sie rötliche dünne Tornados die in den Himmel reichen. Foseti und Umbrion tun dies als ungewöhnliches Naturereignis ab.
Umbrions Adleraugen entdecken etwas später auf der Handelsroute einen drei Meter langen, über zwei Meter hohen schwarzen Quader, der von einem ungewöhnlich großen Wesen gezogen wird. Intriges Familiärer Mutantenrabe startet einen Aufklärungsflug.
Nach ein paar weiteren Informationen entscheiden die Helden diesen dunklen "Ziegel" einzuholen und treffen auf den fahrenden Händler Aaron (Aalesis Andaru Rondir), ein Axiomit Aeon aus der Ebene der Gesetze und Rechtschaffenheit. Sein "Wagen" wird von einem Erdelementar gezogen. Zwei lebende Wirbelstürme umkreisen und bewachen ihn.
Er ist unterwegs nach Llorkh um mit den Zentharim zu handeln. Die Gruppe nutzt die Gunst der Stunde und verkauft so einiges. Foseti und Intrige bereichern sich an "Zauberkunst in Steckenform".
Intrige ist, wie immer, skeptisch und verwickelt Aaron in ein Gespräch (sie hat die dritte Hexe eines Triumvirates im Kopf). Solche Gedanken sind auch der Grund, dass sie am Abend keine Rast einlegen, sondern bis um Mitternacht weiterreisen. Das arme Pony, welches zu Lahmen beginnt, wird von Umbrion geheilt.
Ein Gewitter liegt in der Luft, als sie Hufe hinter sich am Weg hören und ein Ritter mit dem Zeichen der Feldhorns in vollem Galopp an ihnen mitten in der Nacht vorbei reitet.
Danach wird eine recht lange Rast eingelegt. Sie werden von dem langsamen Quader überholt, das Gewitter zieht offenbar vorbei.

Am nächsten Tag erreichen sie Lautwasser kurz vor Sonnenuntergang. Direkt zu Curuvar, der freudestrahlend und von Hundegebell begleitet Tee und Schaumrollen serviert. Er hatte tolle 30 Tage vor seinem "Fernseher" und offenbar so einiges miterlebt. Nach ein paar Fragen geht es zum geschäftlichen Teil über. Doch Curuvar kann sich nicht mehr ganz daran erinnern was ausgemacht war. Varaja erinnert ihn an die 200 Goldmünzen pro Teilnehmer der Expedition. Curuvars muss leider zugeben, dass er im Moment nicht so viel Gold bei sich hat, gibt den Helden Juwelen im Wert von 300 Goldstücken und bittet sie am nächsten Tag wieder zu kommen (bis dahin überlegt er sich auch, was er mit Wellby und seinem Hexenfluch so anstellen kann).

Am Abend in der Taverne erzählt Umbrion Varaja dann die ganze Geschichte mit Intriges Ritual, welches er als Biber beobachtet hat. Die Beschreibungen aus dem Bibergedächtnis reichen aus, dass die Menschenfrau sicher ist, dass ihre gehörnte Gefährtin eine Erinye, einen Teufel aus den Neun Höllen, beschworen und in unserer Welt freigesetzt hat! Varaja ist entsetzt und will Intrige beim Tempel des Tyr der Gerechtigkeit zuführen und aus der Gruppe ausschließen. Andernfalls müsste Varaja die Gruppe selbst verlassen, da sie ein derartig böses Verhalten unter keinen Umständen dulden kann. Der Elfendruide findet Intriges Verhalten schon auch schlimm, aber nicht so schlimm wie Varaja und schlägt vor, Foseti ebenfalls einzuweihen. Nach kurzer Diskussion wird dieser auch geholt. Wellby gilt aufgrund seiner Freundschaft zu Intrige als befangen und soll vorerst nicht miteinbezogen werden.
Foseti ist entsetzt ob der neu bekannt gewordenen, teuflischen Machenschaften von Intrige, spricht sich aber gegen einen Gruppenausschluss und für einen Dialog mit Intrige aus. Umbrion versteht die harte Reaktion Varajas noch weniger und nimmt Intrige ein wenig in Schutz. Er argumentiert, dass Intrige zwar oft ungut war, insbesondere zu Varaja, aber für die Gruppe nicht besser oder schlechter gehandelt hat, als Wellby. Varaja ist von Umbrions scheinbarer Leichtsinnigkeit irritiert, und sie schildert ihm die Schrecken, die ein Teufel wie eine Erynie auf dieser Welt verbreiten kann. Der Druide ist sichtlich erschrocken, und argumentativ in die Ecke gedrängt meint er: "Naja, Intrige ist doch auch nur ein Mensch wie du..."
Varajas Gesichtsausdruck wechselt zwischen Unglauben, Verletzung und Entsetzen. "Du VERGLEICHST MICH mit Intrige? Einer Ausgeburt der Hölle?"
Daraufhin ist Umbrion offenbar noch mehr verwirrt. "Intrige ist kein Mensch?"
Es stellt sich heraus, dass Umbrion tatsächlich zu abgeschieden und zu lange im Hochwald aufgewachsen ist und viele für uns selbstverständliche Dinge nicht weiß, wie zum Beispiel die Tatsache der Existenz von Tieflingen. Aber da Unwissenheit vor Strafe nicht schützt, ist Varaja dennoch zutiefst beleidigt von Umbrions Äußerungen. Umbrion selbst geniert sich furchtbar für seine Bildungslücke.

Foseti versucht weiterhin verzweifelt, ein Gespräch mit Intrige vorzuschlagen. Varaja ist aber zu aufgewühlt und für andere Argumente wenig empfänglich. Weitere fassungslose Argumente aus Varajas Sicht bringen den Elfenmagier allerdings zu der Ansicht, dass die Gerechtigkeit Tyrs vielleicht doch eine gute Lösung wäre. Die Gruppenbesprechung unter Ausschluss der betroffenen Person wird schließlich ergebnislos abgebrochen, die Diskutant*innen begeben sich aufgewühlt zu Bett. Ob sie gut oder überhaupt schlafen konnten, ist nicht übermittelt. Es wurde aber nach Angaben des Wirtes ein beschämter Otter in der Nähe einer umgekippten Branntweinflasche gesichtet.

Das gemeinsame Frühstück der gesamten Gruppe verläuft ruhig. Überrascht? Zu unrecht! Denn "ruhig" beschreibt hier nur die Gesprächslautstärke, welche mangels Gesprächen nicht existent war. Als "geladen" könnte man die Atmosphäre deskribieren, wobei man unweigerlich untertreiben würde. Explosiv träfe es eher.
Schweigend also schlürfen die 'Helden' ihre rohen Eier aus. Das Schlürfgeräusch bietet eine angenehme Unterbrechung des Schweigens und täuscht minimal über die Explosionsgefahr hinweg. Intrige bemerkt natürlich, dass etwas nicht stimmt, schweigt aber zuerst. Auf einem zähen Stück Speck kauend, würgt sie diesen mitsamt dem Unwohlsein hinunter und fragt in Richtung Foseti und Umbrion: "Was ist passiert?"
Dabei entgeht ihr nicht, dass sich in dem Moment, als die erste Silbe Intriges Lippen verlässt und auf die Ohrmuschel der Kämpferin trifft, sich diese blitzartig im Sitzen aufrichtet. Unsichtbare brennende Armbrustbolzen feuern aus ihren Augen in Intriges Herz, während sie gleichzeitig den zuerst wütend gekauten Schweineknochen laut knackend in zwei Teile zerbeißt. Niemand antwortet, und wenig später verlässt Varaja energisch die Runde.
"Nun denn, sie ist weg. Raus mit der Sprache, was ist los? Ich weiß, dass sie mich nicht mag. Zurecht. Aber irgendetwas muss passiert sein."
"Naja, also... wir haben nur schlecht geschlafen..." lügt Umbrion offensichtlich bemüht um Beschwichtigung.
"Schlecht geschlafen, ja?" antwortet Intrige wenig belustigt.

Betretenes Schweigen.

Längeres, betretenes Schweigen.

Dann merkt man, dass Intrige langsam die Geduld verlässt.
"Was soll das?" schreit sie schon fast. "Willst du gar nichts sagen, Foseti?"

Schweigen.

Intriges Mimik und Gestik wechseln von Wut zu Enttäuschung. "Wisst ihr, ich habe euch vertraut, ich vertraue euch jetzt noch. Aber das..." Sie verlässt gemeinsam mit Wellby den Schankraum des Pferdepfau.

Foseti und Umbrion suchen umgehend Varaja auf. Nach dem ausgiebigen Eierfrühstück mit Speck- und Knochenbeilage sind die Gemüter ein wenig beruhigt, und die Inquisidores der Gruppe einigen sich doch darauf, dass Intrige direkt zur Sprache gestellt werden soll. Varaja besteht aber darauf, dass Intrige sofort zum Tempel des Tyr gebracht werden muss. So begeben sie sich also zu Intriges Schlafgemach und klopfen. Verwunderlicherweise öffnet keine verweinte oder gerade eben weitere Teufel beschwörende Intrige, sondern einfach niemand. Intrige und Wellby sind nicht da.
"Bevor sie sich der Gerechtigkeit entzieht, müssen wir sie finden. Gehen wir zu Kapitän Lewonn." schlägt Varaja vor. Sich der physischen Übermacht der Kämpferin unterwerfend stimmen der Magier und der Druide zu. Lewonn wird gebeten, ihnen einen halben Tag zu geben, bevor er Intrige festnimmt, falls er sie vorher antrifft. Zumindest das können Umbrion und Foseti der Tormgläubigen abringen.
Es beginnt eine stundenlange Schnitzeljagd. Mister X, Scotland Yard. Wo sind Intrige und Wellby? Das Dreiergespann vermutet die beiden zuerst bei Curuvar, doch dort sind sie nicht aufzufinden. Wo sind sie? Was treiben sie? Sind sie vielleicht hier, in dieser Taverne? Nein! Sind sie nicht. Oder da drüben, hinter der Straßenecke? Auch Fehlanzeige! Die Sucher teilen sich auf, treffen sich wieder, befragen die Bevölkerung in Otterform, sprechen aberwitzige Suchzauber und spielen sogar "Schwertdrehen" um die Richtung der Gesuchten auf esoterische Weise ausfindig zu machen. Alles hilft nicht, der Halbling und die Tieflingsfrau sind wie vom Erdboden verschluckt.
"Was würde Intrige jetzt machen?" überlegt Foseti. Da fällt es ihm wie Schuppen von den Tieflingshörnern! Curuvar hat sie doch die ganze Zeit beobachten können, das müsste doch immer noch möglich sein. Also auf zum verwirrten Magier, das übliche Hundegebell, lange Wartezeit, Tee, noch längere Wartezeit. Lange Rede noch verlängert: Curuvar spricht langsam, wie immer.
"Ja, ja... ja! Ja, ja das könnte ich! Ja."
"Ja..."
Wartezeit.
"Ja."
Wartezeit.
Curuvar verlässt den Raum.
Teetrinken. Wartezeit.
Curuvar kommt zurück.
"Ja! Sie befinden sich im Pferdepfau."
Mittlerweile ist es Abend, und die ganze Suche nimmt ihr Ende am Ausgangspunkt. Aber die zehrende Verfolgung hat niemanden beruhigt, eher im Gegenteil: Varaja ist noch entschlossener, dass Intrige die Gruppe verlassen muss.

Kaum zu glauben, aber schlussendlich kommt es zum Showdown im Schankraum des Pferdepfau.
Varaja eröffnet das Gespräch mit finsterer Miene.
"Intrige. Du hast einen Teufel der Neun Höllen herbeibeschworen. Wir wissen von dem dunklen Ritual bei der Behausung des Nekromanten. Dieses Verhalten ist nicht zu dulden."
Bei der Offenbarung wirkt Intrige zuerst erschrocken. Varaja fährt fort.
"Erkläre dich! Was bringt dich dazu, diese dunklen Machenschaften einzugehen? Aber halte dich kurz. Und wiege dich nicht in Hoffnung. Du sollst der Gerechtigkeit durch ein Gericht im Tempel des Tyr zugeführt werden, und wenn ich dich dorthin schleife!"
Bei der Androhung physischer Gewalt zuckt Intriges Schwanz verräterisch. In der Vergangenheit hat sie auf  körperliche Unterdrückung stets hart und übertrieben gewaltsam reagiert. Doch jetzt spiegelt sich in ihren Augen eine tiefe Traurigkeit. Sie blickt in die Runde, dann zu Varaja.
"Varaja, es tut mir aufrichtig leid, dass ich dich mehrfach belogen und angefeindet habe." Sie wirkt tatsächlich ehrlich, ihre Stimme zittert leicht.
"Ihr seid mir in den letzten Wochen mehr ans Herz gewachsen als jeder andere jemals zuvor. Ich vertraue euch, wie niemandem in meinem Leben zuvor. Euer Vertrauensbruch enttäuscht mich, aber es ist bei weitem nicht der erste, den ich in meinem Leben erfahre. Als Tiefling ist man für Menschen, Elfen, Halblinge und Zwerge immer vorrangig ein böses Wesen."
Intrige berichtet von ihrem Leben. Sie erzählt in logischer und Mitleid erregender Weise von Geschehnissen, bei denen sie schon als Kind und später als Jugendliche vorverurteilt wurde, ohne eine Chance auf Gerechtigkeit zu haben. Sie verstand den Hass der Menschen gegen sie nicht, wollte dennoch das Gute in ihnen sehen, und wurde immer wieder enttäuscht. Dann erzählt sie weiter davon, wie es schließlich dazu kam, dass sie sich die "Gerechtigkeit" durch Lug und Betrug selbst holte, und wie gut es funktionierte! Intrige erzählt auch von der beinahe Auspeitschung damals in Yhep, vor der sie Wellby bewahrte, weswegen sie ihm auf ewig unendlich dankbar und verbunden ist.
"All das entschuldigt meine Taten nicht, doch ich hoffe, dass ihr zumindest ansatzweise versteht wie es dazu kam. Ich verfluche Asmodeus jeden Tag dafür, den Spross des Bösen in mich gepflanzt zu haben! Und das ist auch ein Mitgrund, weswegen ich mit Me..." Sie stockt plötzlich.
Alle sind sichtlich gerührt, getroffen und betroffen von Intriges Darlegung wie es dazu kam, dass sie ist, wie sie ist. Selbst Varaja ist offenbar von Mitleid erfüllt, das bringt sie durch Worte zum Ausdruck. Doch spricht sie auch von Mördern und Vergewaltigern, deren Taten durch die selbst erfahrenen Misshandlungen im Kindesalter nicht zu entschuldigen sind.
"Aber was, Intrige, hat dich dazu veranlasst, diesen Teufel zu beschwören? Diese Tat ist mit Abstand die Schlimmste von allen, und nicht zu entschuldigen, mit keiner Ungerechtigkeit eines Kindes auf dieser Welt!"
"Das ist wahr. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen: Ich wusste es nicht! Ich wusste nicht, dass ich mit diesem Ritual Gemarra, die Erinye, auf unsere Welt loslassen würde. Mir wurde nur gesagt, dass es eine Möglichkeit wäre, mit der Herrin in Kontakt zu treten... Alabaster sagte nicht, was tatsächlich geschehen würde und ich wollte mit Meph..."
Wieder stockt Intrige im Satz.
Nach einer kurzen Pause fährt sie fort.
"Nun denn, ihr sollt es erfahren! Soll mich Mephistopheles dafür erschlagen, wenn es ihm beliebt.
Kurz bevor wir uns kennen lernten, erschien mir der Herrscher der Achten Ebene der Neun Höllen in einer Vision im Schlaf. Ich gestehe, ich war fasziniert und geehrt davon. Und im Machtrausch. Er sprach davon, dass er meinen Hass auf Asmodeus teilt und bot mir einen Pakt! Ich willigte ohne Zögern ein, und erwachte mit meinen magischen Kräften."
Intrige blickt zu Boden, dann fasst sie sich ein Herz und sieht Varaja an.
"Es wird dir nicht gefallen, und ich habe keine Beweise dafür und weiß nicht, was daran wahr ist oder nicht. Doch in meiner Vision sprach Mephistopheles noch folgenden Satz, mit dem ich bis vor kurzem wenig anzufangen wusste, doch der sich in meinen Geist einbrannte:
'Nicht weniger hätte ich von einer Meinigen erwartet. In deinem Blut fließt die Kraft der Masse, nutze sie.'
Ich will gar nicht daran denken, was er mit 'einer Meinigen' meinen könnte. Aber was 'die Kraft der Masse' bedeuten kann, wurde mir erst bewusst als du, Varaja, von deinem Großvater Benelias Wyrmblick erzähltest, einem Mitstreiter der legendären Kritischen Masse. Es tut mir leid, dass ich deine Familie in diesem Zusammenhang nenne."
Varajas Augen spiegeln gigantischen Widerwillen wider, aber gleichzeitig auch eine enorme Erkenntnis. Einige Sekunden lang ist es still, und Varaja sieht aus, als verfiele sie jedem Moment dem absoluten und unwiderruflichen Wahnsinn. Doch dann klart ihr Blick auf. Ernst und sehr betroffen, aber mit Gewissheit spricht sie:

"Intrige, ich habe es sofort erkannt, als du es aussprachst. Ich bin überzeugt, es gibt eine Verbindung, wie du sie beschreibst. Es ist... schrecklich, unmöglich! Und doch ist es so."
Sie beginnt ebenfalls ihre Geschichte wie auf Pergament auszurollen. Von dem Zwerg Tormur Schwarzschild, der die damals dreijährige Varaja mit nach Secomber genommen hat, um sie vor den düsteren Recken Shars zu retten, welche den Orden und ihre Eltern ermordet hatten. Von einer jahrelangen Heimlichtuerei, versteckt in Secomber, während dunkle Gestalten und niedere Kreaturen nach ihr gesucht haben, erpicht darauf alles mit dem Namen Wyrmblick auszulöschen. Vom Tag der Aufklärung durch Tormur als sie 16 Jahre alt wurde. Die Legende von Benelias Wyrmblick und der Kritischen Masse. Ihr Schwur es der dunklen Herrin Shar heimzuzahlen und den Namen Wyrmblick wieder Ehre zu verleihen.

Nach einer kurzen, angespannten Pause steht sie bedächtig auf, zückt energisch einen Dolch und – stürzt sich nicht auf Intrige! Nein, sie fasst die Schneide fest mit der nackten Hand und zieht die Klinge langsam heraus. Das Blut rinnt zwischen den Fingern der geschlossenen Faust hervor und tropft zu Boden. Mit stählerner Entschlossenheit spricht sie in einer Art, die einer Versammlung der edelsten Königinnen und Könige Faerûns, ja vielleicht den Göttern sogar gerecht geworden wäre.
"Intrige! Nie wieder sollst du mich belügen.
Nie wieder soll der Zwist zwischen uns herrschen.
Von nun an gibt es für uns alle nur noch die reine Wahrheit!
Gemeinsam werden wir dieses Geheimnis lüften!
Schwörst du es, auf unser Blut?"
Sie reckt Intrige die ausgestreckte, zerschnittene Hand entgegen. Die Tieflingsfrau springt ohne zu zögern auf, ihren Dolch in einer Geschwindigkeit zückend die kaum für das Auge wahrnehmbar ist, schlitzt sich die Handfläche viel zu tief auf und schlägt mit Varaja ein. Die Tränen stehen beiden Frauen in den Augen, sie fühlen sich durch den Blutschwur plötzlich verbunden, wie es vor wenigen Minuten noch vollkommen unmöglich erschien. Dann richtet Varaja ihre Aufmerksamkeit wieder den Gefährten zu.
"Schwört ihr es alle?
Umbrion!
Foseti!
Wellby!"
Synchron springen alle drei auf und schlagen mit Entschlossenheit in den Blutschwur ein.

2.4.20

Hexentod

28.6. bis 2.7.1476

Während die einen Helden halbtot daliegen und die anderen verzweifelt versuchen, dem grünen Drachen Ceryophtoes doch noch zu entrinnen, passiert genau das, was man in einer solchen Situation benötigt: eine Ablenkung!
Lueathaerad wird von Silberflöckchen umspielt und - verschwindet plötzlich! Der Drache ist für Bruchteile einer Sekunde perplex, und die Helden nutzen das auf unterschiedliche Weise. Die meisten suchen so heimlich wie möglich das Weite. Intrige hingegen nutzt die gewonnene Zeit, um ihre Gesprächstaktik mit dem Drachen zu ändern, und redet weiter auf ihn ein. Sie erzählt ihm von einem großen Schatz in der Behausung des Nekromanten, der gut versteckt hinter einer fallenversehenen Geheimtür liegt. Alles natürlich erlogen, doch Ceryophtoes verfällt Intriges geschickter Lügenkunst. Ja, er erscheint Helden nach dem Gespräch sogar beinahe wohlgesonnen, jedenfalls weit entfernt von feindselig.
Kurz darauf macht er sich auf den Weg, den vermeintlichen Schatz einzuheimsen. Die Helden blicken sich kurz verblüfft an, dann packt jede*r in Windeseile die Sachen und sie begeben sich nach kurzem Heilen und Rüstungsanlegen auf den Weg - mit höchster Geschwindigkeit.
Die Nacht ist jedoch schon fortgeschritten, die Helden ermüdet, und Ceryophtoes vermutlich bald auf der Suche nach ihnen. Umbrion sucht einen versteckten Unterschlupf, in dem sie rasten.
Intrige träumt bei dieser Rast von ihrer Herrin, Gemarra. Sie beobachtet Gemarra dabei, wie sie Ceryophtoes davon abrät, die Helden weiter zu verfolgen. Er hätte sie in ihrem vermeintlich guten Versteck mit Leichtigkeit gefunden. Nachdem Gemarra dem grünen Drachen noch unter anderem verspricht, dass er in ihren Plänen auf der materiellen Ebene eingebunden wird, scheint er zufrieden und beendet die Verfolgung. Danach verleiht Gemarra Intrige Mephistopheles' Macht...
Natürlich erzählt Intrige ihren Begleitern nichts von dem Traum. Außer Wellby.
Die Weiterreise nach Glen verläuft, abgesehen von einigen nervigen Feenwesen, die die Helden ärgern, ereignislos. Spätabends lassen sie sich in ihrer Unterkunft nieder und ruhen fast zwei volle Tage. Nachdem sie noch einen Schlechtwettertag abwarten, begeben sie sich am 2.7.1476 auf den Weg zurück nach Lautwasser!
Es dauert nicht lange, bis sie nahe der Stelle sind an der sie bei ihrer Reise nach Glen der Konfrontation mit einem Wolfsrudel nicht weiter aus dem Weg gehen konnten. Welch eigenartiger Zufall dass sich auch dieses mal wieder einige Wölfe ausmachen lassen. Scheinbar hat dieses Wolfspack eine arme Frau auf einen Baum gejagt und belagern sie nun. Varajas Ehre gebietet es, der Frau beizustehen, und sie stürmt los, gefolgt von Wellby. Intrige schleudert einen Feuerball und vernichtet zwei Wölfe auf einen Schlag, verwundet einen dritten schwer. Bevor aber Foseti und Umbrion ins Kampfgeschehen in relativer Ferne eingreifen können, springen zwei Worge aus ihrer Deckung hervor - einer davon direkt auf den Druiden und der andere auf Intrige und Foseti. Der Nahkampf bringt die nur schwach gerüsteten Zauberer sehr in Bedrängnis, Intriges Spiegelbildzauber kann in erster Instanz viel Schaden abwenden, doch Foseti gerät in den grausamen Ringkampf mit dem Worg und erleidet schwere Verletzungen. Zu allem Überfluss geht das Pony durch - und mit ihm der Wagen mit all den gesammelten Materialien für Curuvar! Intrige weist Umbrion an, das Pony anzuhalten, sie kämen schon zurecht. Umbrion verwünscht das Pony nur. Er bleibt bei Intrige und Foseti, ihre Situation scheint zu ernst. Wellby schafft es einen Worg der sich in Varaja verbissen hat so schwer zu verwunden dass er von ihr ablässt und umfällt. Kurz scheint es als wollte Intrige Foseti lieber dem Worg überlassen, als die Bezahlung von Curuvar zu riskieren1? Im nächsten Moment feuert die Tieflingsfrau einen gleißenden Blitz auf den Worg und verbrennt ihn zu einem zuckenden Häufchen Elend. Foseti ist befreit und in Sicherheit.
Etwa zur gleichen Zeit streckt Varaja schlussendlich den zweiten, zähen Worg nieder, woraufhin die Wölfe das Weite suchen. Die Helden lecken ihre Wunden, und auch die arme Frau kommt zu ihnen mit ihrem Gejammere. Sie bedankt sich hinkend und erzählt, dass sie ihren Großvater in Glen besuchen wollte. Beinahe wäre sie verhungert, sie war tagelang auf dem Baum. Varaja hat großes Mitleid, verspricht sofort, die Frau nach Glen zu begleiten, die auch darum bittet, von uns dorthin gebracht zu werden, und will sich um ihren Knöchel kümmern. Nach kurzer Untersuchung scheint der Fuß allerdings ganz in Ordnung, Varaja hält die Frau für wehleidig, hält ihr das aber nicht vor.
Intrige wird skeptisch und beginnt genauer nachzufragen, woher sie kam, wohin und zu wem sie möchte. Der Großvater scheint ein bekannter Mann in Glen zu sein, der Intrige zwar peinlicherweise nicht bekannt ist, den anderen zum Glück jedoch schon. Dennoch erscheinen Intrige die Auskünfte der Frau irgendwie eigenartig, wie wenn sie zu gut wären. Zu... vorbereitet. Sie fragt weiter nach, und nach einigen weiteren Fragen und Detailerklärungen zeichnet sich langsam ein Grinsen auf dem Gesicht der Frau ab, das so gar nicht zu ihrer armen Geschichte passt. Intrige ist nun klar, dass es keine einfach Frau ist, sondern die Hexe Joxesa sein muss! Alles passt: der Ort, die Wölfe, die Worge. Schließlich gibt sich Joxesa mit einem grässlichen Lachen zu erkennen, und zappelnd-zuckend ändert sich auch ihr Äußeres entsprechend. Es dauert nur einen Moment, und ihre langen Krallen sind im Bauch von Umbrion versenkt, der mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstöhnt.
Ein kurzer aber intensiver Kampf entbrennt, in dem die Hexe unterliegt. Nach dem finalen Hieb von Varaja, der ihr den Kopf abtrennt, lacht dieser noch weiter, während der Körper bereits zu Maden zerfällt. Doch Intrige verbrennt den hässlichen Schädel rasch mit magischen Flammen. Zwei Hexen tot! War es ein Triumvirat? Gibt es noch eine dritte? Wir werden sehen. Oder auch nicht. Der Donnergroll nach dem letzten Atemzug Joxesas liefert jedenfalls einen ausgezeichneten Cliffhanger!
Den Aufmerksamen der Gefährten entgeht nicht der Eingang zu Joxesas Behausung, der direkt in den Baum führt. Es ist der gleiche Baum wie damals, als sie aus Joxesas Behausung geflohen sind! Doch steht er plötzlich an einem ganz anderen Ort hier. Wie auch immer: Fallen am Eingang in den Baum werden entdeckt, aber leider nicht entschärft. Der todesmutige, neugierige Wellby ergibt sich seinem Schicksal und der Falle. Gerädert, und wie eine lebendige Leiche aussehend, kommt er auf der anderen Seite, des Eingangs zum Hexenbau, an. Die Falle könnte einige Minuten deaktiviert zu sein. Oder auch nicht. Oder etwas anderes! Intrige folgt ihrem Freund in die Behausung der Hexe, und sie räumen alles aus, was sich in rund 10 Minuten ausräumen lässt. Zu lange wollen sie dann nicht hier bleiben und riskieren dass sich die Falle erneut stellt. Und darunter ist so einiges, von Tränken über Formeln für magische Gegenstände bis hin zu Runensteinen! Ob das einen Halbleichenwellby rechtfertigt, bleibt eine andere Frage.
Wellby:"Nein, nein rechtfertigt es nicht! So ein Dreck"